DAM Preis 2024: TU Braunschweig überzeugt mit innovativem Studierendenhaus
Der DAM Preis für Architektur in Deutschland 2024 geht an das Studierendenhaus der Technischen Universität Braunschweig. Entworfen von den Berliner Architekten Gustav Düsing und Max Hacke, setzt das Projekt neue Massstäbe für nachhaltiges, flexibles und gemeinschaftliches Bauen im Hochschulkontext.
Das zweigeschossige Gebäude mit rund 1’000 Quadratmetern Nutzfläche bietet Platz für 160 Studierende und überzeugt durch seine filigrane Stahl-Glas-Konstruktion, die vollständig demontier- und wiederverwendbar ist. Die Jury des Deutschen Architekturmuseums (DAM) würdigte insbesondere die Leichtigkeit der Architektur, die technische Raffinesse und das vorbildliche Wettbewerbsverfahren, das 2015 fakultätsintern an der TU Braunschweig initiiert wurde.
Mit dieser Auszeichnung reiht sich das Studierendenhaus in eine Serie namhafter Preise ein, darunter der Deutsche Architekturpreis 2023, der BDA Preis Niedersachsen, der Heinze ArchitekturAWARD und der EUmies Award 2024.
Ein Pavillon für die Zukunft: Architektur und Nutzung
Das Studierendenhaus befindet sich an prominenter Stelle auf dem Zentralcampus der TU Braunschweig. Es wurde ursprünglich als Zeichensaal für die Architekturfakultät geplant, steht heute jedoch allen Studierenden offen. Der quadratische Baukörper (31,10 × 31,10 m) ruht auf einem Raster aus 10 cm dünnen Stahlrohren, die mit einem eigens entwickelten Knotenpunktsystem verbunden sind. Die Konstruktion verzichtet auf diagonale Aussteifungen; stattdessen übernehmen der massive Gebäudekern und die einläufigen Treppen diese Funktion.
Ein weit auskragendes Flachdach überspannt die umlaufenden Laubengänge und schafft fliessende Übergänge zwischen Innen- und Aussenraum. Im Inneren sorgen raumhohe, gelbe Akustikvorhänge für flexible Zonierungen. Das zentrale Oberlicht und die durchgängige Verglasung ermöglichen eine natürliche Belichtung und Belüftung.
Nachhaltigkeit und zirkuläres Bauen
Das Studierendenhaus ist ein Paradebeispiel für zirkuläres Bauen. Alle Bauteile sind verschraubt statt verschweisst oder verklebt, was eine spätere Demontage und Wiederverwendung ermöglicht. Die modulare Tragwerksbauweise basiert auf einem 3×3-Meter-Raster und wurde in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Knippers Helbig entwickelt. Die Haustechnik folgt dem Lowtech-Prinzip: mechanische Lüftung, natürliche Belichtung und einfache Klappflügel in der Fassade sorgen für ein angenehmes Raumklima.
Energetisch wird das Gebäude über Fernwärme aus 80 % erneuerbaren Quellen versorgt; zur Kühlung im Sommer kommen Erdwärmesonden zum Einsatz. Die umliegende Wildblumenwiese trägt zur Biodiversität auf dem Campus bei.
Ein beispielhaftes Wettbewerbsverfahren
Die Entstehung des Studierendenhauses geht auf einen internen Wettbewerb zurück, der 2015 unter den wissenschaftlichen Mitarbeitenden der Architekturfakultät der TU Braunschweig ausgelobt wurde. Die Arbeit von Gustav Düsing und Max Hacke wurde ausgewählt und in Zusammenarbeit mit dem lokalen Architekturbüro iwb realisiert. Die Baukosten beliefen sich auf 5,2 Millionen Euro, wobei die Fakultät für Architektur, Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften 750.000 Euro beisteuerte.
Die Jury des DAM Preises lobte dieses Verfahren als „ungewöhnlich und nachahmenswert“ und betonte die Bedeutung solcher partizipativen Prozesse für die Qualität und Identifikation mit dem Bauwerk.
Weitere Auszeichnungen und internationale Anerkennung
Neben dem DAM Preis 2024 wurde das Studierendenhaus mit mehreren renommierten Preisen ausgezeichnet:
- Deutscher Architekturpreis 2023
- BDA Preis Niedersachsen 2023
- Heinze ArchitekturAWARD 2023 für das beste Cradle-to-Cradle-Projekt
- EUmies Award 2024 – Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur
Besonders hervorzuheben ist der EUmies Award 2024, der als renommierteste europäische Architekturauszeichnung gilt. Die Preisverleihung fand am 14. Mai 2024 im Mies-van-der-Rohe-Pavillon in Barcelona statt. Die beiden Architekten Gustav Düsing und Max Hacke sind die jüngsten Preisträger in der Geschichte dieses Preises.
Fazit
Das Studierendenhaus der TU Braunschweig ist ein herausragendes Beispiel für zeitgenössische Hochschularchitektur, die Nachhaltigkeit, Flexibilität und Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellt. Die zahlreichen Auszeichnungen unterstreichen die Bedeutung des Projekts als Vorbild für zukünftige Bauvorhaben im Bildungsbereich.
Mit seinem innovativen Konzept und der vorbildlichen Umsetzung setzt das Studierendenhaus neue Massstäbe für das Bauen im 21. Jahrhundert.
Quelle: architektenwelt.com-Redaktion
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