Elektroautos laden in der Schweiz: Systeme, Steckertypen und Ladeinfrastruktur
Die Elektromobilität ist in der Schweiz auf dem Vormarsch – doch mit dem Elektroauto kommt auch die Frage: Wo und wie lässt sich es am besten laden?
Die Vielfalt an Steckertypen, Ladeleistungen und Zugangsmodellen kann zunächst verwirrend wirken. Ob zu Hause, unterwegs oder an Schnellladestationen – dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Ladesysteme, gängige Standards in der Schweiz sowie praktische Tipps für effizientes und kostengünstiges Laden.
Grundlagen: AC- und DC-Ladung erklärt
Beim Laden eines Elektroautos wird unterschieden zwischen:
- Wechselstrom (AC): Dieser Strom kommt aus der normalen Haushaltssteckdose. Das Fahrzeug wandelt ihn intern in Gleichstrom um, um die Batterie zu laden. Ladeleistungen: 2,3 bis 22 kW.
- Gleichstrom (DC): Der Strom wird ausserhalb des Fahrzeugs in Gleichstrom umgewandelt – schnelleres Laden ist möglich. Ladeleistungen: 50 bis über 350 kW.
Die maximale Ladeleistung hängt nicht nur von der Station, sondern auch vom Fahrzeug selbst ab – insbesondere vom sogenannten On-Board-Charger beim AC-Laden.
Die gängigen Steckertypen in der Schweiz
In der Schweiz haben sich wie in der EU folgende Steckertypen etabliert:
Typ 2 (AC)
Der Standard für langsames und mittleres Laden. Fast alle öffentlichen AC-Ladestationen nutzen diesen Anschluss. Ladeleistungen bis 22 kW sind üblich. Tesla verwendet ihn an seinen älteren Destination Chargern.
CCS – Combined Charging System (AC/DC)
Ein kombinierter Stecker, der sowohl langsames Laden (AC) über Typ 2 als auch schnelles Laden (DC) über zusätzliche Kontakte erlaubt. Die meisten neuen Fahrzeuge in Europa nutzen diesen Standard.
CHAdeMO (DC)
Vor allem bei älteren Modellen japanischer Hersteller verbreitet, etwa dem Nissan Leaf. Wird zunehmend durch CCS abgelöst, aber in der Schweiz noch an Schnellladestationen verfügbar.
Schuko (230V Haushaltssteckdose)
Die normale Steckdose für den Notfall – lädt mit 2,3 kW sehr langsam. Geeignet für gelegentliches Laden über Nacht, aber ineffizient für den Alltag.
Wo lässt sich in der Schweiz laden?
Laden zu Hause
Die meisten Besitzer eines Elektroautos laden ihr Fahrzeug zu Hause, meist über eine sogenannte Wallbox:
- Leistung: Typischerweise 11 oder 22 kW (je nach Netzanschluss)
- Sicherheit: Feste Installation durch Fachbetrieb notwendig
- Kosten: CHF 800–2000.– (exkl. Montage), Förderung je nach Kanton möglich
Öffentliche Ladestationen
Mehr als 11’000 Ladepunkte sind in der Schweiz öffentlich zugänglich – darunter zahlreiche Schnellladestationen entlang von Autobahnen und in Städten:
- Anbieter: MOVE, Swisscharge, evpass, Ionity, Tesla
- Leistung: Von 3,7 bis 350 kW
- Bezahlung: App, RFID-Karte, Twint, Kreditkarte
Destination Charging
Viele Hotels, Restaurants oder Einkaufszentren bieten Lademöglichkeiten als Zusatzdienst an. Hier kann oft gratis geladen werden – zumindest für Kunden oder Gäste.
Bezahlen und Zugang: So funktioniert’s
Der Zugang zu Ladestationen variiert – je nach Anbieter und Modell:
- RFID-Karten: Funktionieren wie eine Schlüsselkarte (z. B. von MOVE, Swisscharge, Plugsurfing)
- Apps: Viele Anbieter bieten eigene Apps zur Standortsuche und Bezahlung
- Ad-hoc-Laden: Einige Säulen ermöglichen spontan zu laden – per QR-Code oder Kreditkarte
Tarife verstehen
Die Abrechnung erfolgt auf unterschiedliche Weise:
- nach kWh (fair bei langsamen und schnellen Ladern)
- nach Zeit (vorteilhaft bei schneller Ladeleistung)
- Flatrate oder Mitgliedschaft (z. B. bei Flottenlösungen)
Ein Preisvergleich lohnt sich: Schnellladen (DC) kann bis zu CHF 0.79/kWh kosten, langsames Laden ist ab CHF 0.25/kWh möglich.
Laden unterwegs: Schnellladung mit DC
Beim Schnellladen mit Gleichstrom (DC) wird die Batterie direkt versorgt – das verkürzt die Ladezeit massiv. Voraussetzung: Das Fahrzeug unterstützt Schnellladen (nicht alle tun dies).
Typische Ladezeiten bei DC
- 20 % auf 80 % in ca. 20–40 Minuten
- Ladeleistung: 50 bis 350 kW
- Anbieter: Ionity, Fastned, GOFAST, Tesla Supercharger
Viele neue E-Autos sind mit CCS ausgestattet und ermöglichen DC-Ladung mit 100–200 kW. Bei Tesla können auch Nicht-Tesla-Fahrzeuge mit CCS-Anschluss an Superchargern laden – allerdings nur an freigegebenen Standorten.
Wallbox daheim: Worauf achten?
Die Installation einer Heimladestation lohnt sich langfristig, insbesondere wenn:
- regelmässig gefahren wird
- eigene Garage oder Stellplatz vorhanden ist
- PV-Anlage zur Eigenstromversorgung existiert
Installation und Bewilligung
Eine Wallbox mit 11 kW kann meist ohne Bewilligung installiert werden. 22-kW-Boxen müssen vom Netzbetreiber genehmigt werden. Der Einbau erfolgt durch ein Elektrofachunternehmen.
Wichtig: Ladeeinrichtungen sollten über eine separate Absicherung (FI-Schalter Typ A oder B) verfügen – das erhöht die Sicherheit.
Fazit: Laden in der Schweiz – gut organisiert, aber vielfältig
Elektroauto fahren in der Schweiz ist unkomplizierter als gedacht – wenn man die Unterschiede bei Steckertypen, Ladesystemen und Tarifen kennt. Die Infrastruktur wächst stetig, vor allem im Bereich Schnellladen. Mit einer gut geplanten Ladelösung daheim und den richtigen Apps unterwegs lässt sich das Elektroauto heute komfortabel und effizient betreiben – ob in Zürich, Bern oder in den Alpen.
Quelle: motortipps.ch-Redaktion
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