Underwater Hockey: Taktik und Teamgeist unter der Wasseroberfläche

Underwater Hockey – auch bekannt als „Octopush“ – ist eine rasante Mannschaftssportart, die in drei Dimensionen spielt: unter Wasser, mit Atemkontrolle und extremer Teamkoordination.

Was als Trainingsspiel der britischen Navy begann, ist heute ein international organisierter Wettkampfsport mit Ligen, Meisterschaften und einer leidenschaftlichen Community. Der Artikel beleuchtet Ursprung, Ausrüstung, Spielprinzip und den aktuellen Stellenwert dieser ungewöhnlichen, faszinierenden Disziplin.

Die Unterwasserversion des Hockeys ist nichts für Einzelkämpfer – hier entscheidet Teamarbeit unter Zeitdruck und ohne Stimme. Wer den Kopf unter Wasser hält, betritt eine andere Welt: leise, dynamisch, strategisch.



Ursprung und geschichtlicher Hintergrund

Underwater Hockey wurde in den frühen 1950er-Jahren in Grossbritannien erfunden. Der Tauchclub Southsea Sub-Aqua Club entwickelte das Spiel ursprünglich als Trainingsmethode zur Verbesserung der Apnoe-Fähigkeit. Schnell entwickelte es sich zum eigenen Wettkampfspiel – bald auch unter dem Spitznamen „Octopush“ bekannt.

Bereits in den 1960er-Jahren verbreitete sich das Spiel in Australien, Neuseeland, Frankreich und Südafrika. Heute existiert Underwater Hockey auf allen Kontinenten – mit nationalen Verbänden und internationalen Turnieren unter Aufsicht der Confédération Mondiale des Activités Subaquatiques (CMAS).


Namensvielfalt: Der Name „Octopush“ geht auf die typischen Bewegungsabläufe zurück – viele Spieler agieren gleichzeitig, ähnlich wie die Arme eines Oktopus.

Spielprinzip und Grundregeln

Gespielt wird in einem Schwimmbecken mit einer Tiefe von 2 bis 4 Metern, meist 25 Meter lang und 12 bis 15 Meter breit. Zwei Teams mit je sechs aktiven Spielern treten gegeneinander an, weitere vier sind Ersatzspieler.



Grundlegende Regeln:

  • Der Puck liegt auf dem Boden und darf mit einem kurzen Schläger gestossen werden
  • Es darf nur mit dem Schläger gespielt werden – Hände, Füsse oder Körperkontakt sind verboten
  • Das Ziel ist es, den Puck in das gegnerische Metalltor (am Boden) zu befördern
  • Ein Spiel besteht aus zwei Halbzeiten à 15 Minuten (Wettkampfstandard)
  • Zwischen Halbzeiten gibt es eine kurze Pause, Seitenwechsel inklusive

Die Spieler tauchen immer wieder ab, um den Puck zu spielen, und müssen dabei ihre Atemkontrolle optimal einsetzen. Kommunikation erfolgt durch nonverbale Zeichen, strategisches Antizipieren und festgelegte Spielzüge.

Ausrüstung: Reduziert, aber speziell

Im Gegensatz zu klassischen Sportarten ist die Ausrüstung beim Underwater Hockey schlicht, aber zweckmässig:

  • Maske: für klares Sehen unter Wasser
  • Schnorchel: ermöglicht Atmen während der Orientierung an der Wasseroberfläche
  • Flossen: sorgen für Geschwindigkeit und Wendigkeit
  • Handschuh: schützt die Hand, die den Schläger führt
  • Schläger: etwa 30 cm lang, gebogen, meist aus Kunststoff oder Holz
  • Puck: rund 1,3 kg schwer, beschichtet mit Gummi für Bodenhaftung

Zur Unterscheidung tragen die Teams unterschiedliche Farben bei Kappen und Schlägern – ähnlich wie im Wasserball.


Schutz nicht vergessen: Ohrschutz an den Kappen ist Pflicht – Kollisionen mit Puck oder Schlägern können bei hoher Spielintensität vorkommen.

Taktik unter Wasser: Die Kunst der Synchronisation

Underwater Hockey verlangt intensive Abstimmung. Da die Sicht eingeschränkt ist und Kommunikation nur oberflächlich möglich ist, müssen Spielzüge blind und intuitiv funktionieren. Typische Strategien sind:

  • Schwarmspiel: mehrere Spieler bewegen sich gemeinsam in einer Wellenlinie
  • Rotation: gezieltes Wechseln zwischen Offensive und Defensive beim Auftauchen
  • „Drop and Curl“: taktisches Abgeben des Pucks, um Angriffe umzulenken

Die Stärke eines Teams liegt in seiner räumlichen Orientierung, dem Reaktionsvermögen und dem Spielverständnis. Einzelaktionen führen selten zum Erfolg – das „stille Zusammenspiel“ ist entscheidend.

Internationale Struktur und Wettbewerbe

Die weltweit zuständige Organisation ist die CMAS (Confédération Mondiale des Activités Subaquatiques). Sie koordiniert die Weltmeisterschaften, organisiert Schiedsrichterausbildungen und stellt einheitliche Regelwerke.

Wichtige Länder mit starker Szene:

  • Neuseeland (mehrfacher Weltmeister)
  • Frankreich (führend in Europa)
  • Australien, Grossbritannien, Kolumbien, Südafrika

Weltmeisterschaften finden alle zwei Jahre statt – mit Kategorien für Männer, Frauen und U21-Teams. Turniere dauern meist mehrere Tage, oft begleitet von Livestreams und Trainingseinheiten.

Underwater Hockey in der Schweiz

In der Schweiz gibt es eine kleine, aber engagierte Community. Vereine wie der Unterwassersportclub Bern oder Luzern bieten Trainings an. Viele Spieler stammen ursprünglich aus Tauchclubs, die das Spiel als Zusatzdisziplin entdeckt haben.

Gespielt wird meist in Hallenbädern mit ausreichender Tiefe. Der Schweizer Tauchsportverband (SUSV) unterstützt die Entwicklung und ermöglicht Teilnahme an internationalen Wettkämpfen. Trainingsgruppen kooperieren mit Unisportprogrammen und veranstalten gelegentlich Showmatches.


Tipp für Einsteiger: Gute Atemtechnik und ruhiges Verhalten sind wichtiger als Kraft. Wer Panik unter Wasser vermeidet, hat klare Vorteile im Spiel.

Fazit: Präzision im Verborgenen

Underwater Hockey ist Sport, Taktik und mentale Kontrolle in einem. In einer Welt ohne Worte zählt Intuition und Vertrauen – mit überraschend viel Tiefe im taktischen Spiel. Die klare Struktur, die geringe Verletzungsgefahr und die fordernde Teamarbeit machen diese Disziplin zu einer echten Alternative für Bewegungsenthusiasten mit Hang zum Aussergewöhnlichen.

Für alle, die Sport neu denken und körperlich wie mental herausgefordert werden möchten, bietet Underwater Hockey eine stille, aber spektakuläre Bühne – unter der Oberfläche.

 

Quelle: sportaktuell.ch-Redaktion
Bildquellen: Bild 1: => Symbolbild © Popartic/Shutterstock.com; Bild 2: => Symbolbild © Dhodi Syailendra/Shutterstock.com

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