Das Dach als Energiequelle: Photovoltaik, Solarthermie oder beides?

Solare Technik kann Dächer zu Kraftwerken machen. Doch Strom und Wärme stellen unterschiedliche Anforderungen.

Wird ein Dach zur Energiequelle, stehen mehrere Optionen offen: Photovoltaik zur Stromgewinnung, Solarthermie für Wärme oder eine Kombination beider Systeme. Entscheidend sind nicht nur bauliche und technische Voraussetzungen, sondern auch Verbrauchsprofile, Fördermodelle und gesetzliche Rahmenbedingungen.

Strom, Wärme oder Doppelnutzung: Wie Dächer effizient genutzt werden



Die Schweiz weist ein erhebliches solares Potenzial auf. Laut Bundesamt für Energie könnten mit Photovoltaik theoretisch über 67 Terawattstunden pro Jahr erzeugt werden. Auch solarthermische Systeme leisten viel – besonders bei Gebäuden mit hohem Warmwasserbedarf. Welche Lösung sich empfiehlt, hängt von Gebäudetyp, Energienutzung und Budget ab.


Tipp: Das Solardachkataster des Bundes zeigt für jedes Haus in der Schweiz das wirtschaftliche Potenzial von Solarstrom und Solarwärme.

Photovoltaik: Strom vom Dach für den Eigenverbrauch

Photovoltaikanlagen wandeln Sonnenstrahlung direkt in Gleichstrom um, der über Wechselrichter ins Hausnetz eingespeist wird. In der Schweiz werden sie durch Einmalvergütungen gefördert, welche bis zu 30 % der Investitionskosten decken können. Besonders wirtschaftlich sind PV-Anlagen bei hohem Eigenverbrauchsanteil. Überschüsse können ins öffentliche Netz eingespeist werden, doch sinkende Rückliefertarife schmälern deren Ertrag.

  • Ideale Nutzung bei täglichem Strombedarf für Geräte, Licht und Wärmepumpen
  • Technisch wartungsarm mit hoher Lebensdauer (20–30 Jahre)
  • Ertragsschwankungen je nach Jahreszeit und Wetterlage

Ein Batteriespeicher erhöht den Eigenverbrauchsgrad deutlich, verursacht jedoch zusätzliche Kosten und Verluste. Auch ist der Betrieb bei Stromausfall nur mit Notstromoption möglich.


Tipp: Photovoltaikanlagen mit Notstromfunktion ermöglichen auch bei Netzausfall den Weiterbetrieb von Basisfunktionen.

Solarthermie: Wärme aus Sonnenenergie für Wasser und Heizung

Solarthermische Anlagen nutzen Kollektoren, um eine Flüssigkeit direkt durch Sonnenenergie zu erwärmen. Diese Wärme wird in Speichern gehalten und für die Warmwasserbereitung oder zur Heizungsunterstützung verwendet. Besonders effizient sind solche Systeme bei konstant hohem Warmwasserverbrauch, etwa in Mehrfamilienhäusern oder in Kombination mit Schwimmbädern.

  • Direkte Wärmebereitstellung ohne Umwandlungsverluste
  • Einfaches, bewährtes System mit langjähriger Erfahrung
  • Ertragseinbussen im Winterhalbjahr mit hohem Bedarf


Die Integration erfordert grosse Speichervolumen und durchdachte Hydraulik. Wirtschaftlich lohnen sich thermische Systeme vor allem bei günstiger Installation in Neubauten oder bei Sanierungen.


Tipp: Ein grosser Pufferspeicher verbessert den Wirkungsgrad von solarthermischen Anlagen deutlich.

Kombination von Photovoltaik und Solarthermie

Wer Strom und Wärme gleichzeitig nutzen möchte, kann auf zwei Varianten setzen: Entweder werden PV- und Thermie-Systeme separat installiert oder man greift auf sogenannte PVT-Module zurück, die beide Technologien kombinieren. Diese Hybridmodule erzeugen Strom auf der Oberfläche und nutzen die entstehende Abwärme zur Warmwasserbereitung.

  • Platzsparende Lösung bei geringem Dachraum
  • Erhöhte Komplexität und Installationskosten
  • Teilweise geringere Effizienz als getrennte Systeme

Eine weitere Strategie ist die Umwandlung von PV-Überschüssen in Wärme, etwa über Heizstäbe oder Wärmepumpen. Damit kann günstiger Strom zur Warmwassererzeugung genutzt werden, insbesondere in Kombination mit intelligenter Steuerung und zeitversetzten Verbrauchern.


Tipp: Smart-Home-Systeme helfen, PV-Überschüsse gezielt für Warmwasser oder Ladeprozesse zu verwenden.

Entscheidungsfaktoren für ein passendes Solarsystem

Die Wahl zwischen PV, Solarthermie oder Kombination hängt von zahlreichen Faktoren ab:

  • Dachausrichtung, Neigung und Verschattung
  • Verhältnis zwischen Strom- und Wärmeverbrauch
  • Budget, Fördermöglichkeiten und Einspeisevergütungen
  • Technische Integration mit bestehender Haustechnik
  • Platzverhältnisse für Speicherlösungen

Für Wohnhäuser mit hohem Stromverbrauch und elektrischen Wärmeerzeugern ist Photovoltaik meist die erste Wahl. Bei zusätzlichem Bedarf an Warmwasser und Heizunterstützung kann Solarthermie ergänzend sinnvoll sein. Entscheidend bleibt das ganzheitliche Energiekonzept, das Erzeugung, Speicherung und Verbrauch intelligent kombiniert.


Tipp: Eine frühzeitige Abstimmung mit Architekten und Haustechnikplanern sichert optimale Flächennutzung und Systemintegration.

Fazit: Dachpotenziale intelligent nutzen

Photovoltaik ist heute die verbreitetste und meistgeförderte Form der solaren Dachnutzung in der Schweiz. Solarthermie kann gezielt ergänzen, wo Wärmebedarf besteht und technische Voraussetzungen gegeben sind. Eine durchdachte Kombination beider Systeme lohnt sich, wenn Fläche knapp ist und sowohl Strom als auch Wärme vor Ort verbraucht werden.

Wer solar plant, sollte nicht nur auf kurzfristige Erträge, sondern auf nachhaltige Eigenversorgung und Unabhängigkeit vom Energiemarkt setzen. Das Dach bietet dafür die besten Voraussetzungen.

 

Quelle: bauenaktuell.ch-Redaktion
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