Mietwohnungsmarkt Schweiz: Steigende Bestandsmieten führen zu mehr Umzügen
Der Schweizer Mietwohnungsmarkt verzeichnet im Zeitraum Oktober 2023 bis September 2024 eine klare Veränderung: Zum ersten Mal seit drei Jahren steigt die Zahl der inserierten Mietwohnungen deutlich. Diese Entwicklung ist primär auf vermehrte Umzüge zurückzuführen, die durch steigende Bestandesmieten und höhere Nebenkosten beeinflusst werden.
Kernergebnis: Trotz des grösseren Angebots verkürzt sich die durchschnittliche Insertionszeit schweizweit von 27 auf 25 Tage, was auf eine gesteigerte Nachfrage hinweist.
Mehr Wohnungsinserate trotz höherer Mieten
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr rund 384’000 Mietwohnungen auf Schweizer Immobilienportalen ausgeschrieben – das entspricht einer Zunahme von 5,6 % gegenüber dem Vorjahr.
denjenigen mit langen Insertionszeiten kürzer ausgeschrieben werden (Kantone BL, SO, JU). Die Streuung
der Insertionsdauer nimmt ab.
Hinter dieser Entwicklung stehen vor allem zwei Faktoren:
- Steigende Mietpreise: Die Bestandesmieten erhöhten sich um 4,0 %. Grund dafür waren zwei Erhöhungen des Referenzzinssatzes.
- Hohe Nebenkosten: Viele Haushalte hatten Nachzahlungen aufgrund der gestiegenen Energiepreise zu leisten.
- Die Konsequenz: Mieter entscheiden sich zunehmend für kleinere oder günstigere Wohnungen und ziehen vermehrt in ländlichere Regionen.
Regionale Unterschiede: Wo wird es eng, wo entspannt?
Die Mietwohnungssituation zeigt sich regional sehr unterschiedlich:
- Tessin: Hier verkürzt sich die durchschnittliche Insertionszeit um 18 Tage – ein Zeichen für eine spürbare Nachfragezunahme.
- Zug und Zürich: Diese Kantone weisen weiterhin sehr kurze Ausschreibungszeiten von nur 10 bis 15 Tagen auf, was auf ein geringes Angebot und eine hohe Nachfrage hinweist.
- Appenzell Innerrhoden und Neuenburg: Hier verlängert sich die Insertionszeit leicht um bis zu 4 Tage, was auf ein Überangebot hindeutet.
Ein bemerkenswerter Trend ist die Entspannung in Zürich: Die Insertionszeit steigt hier von 12 auf 16 Tage, bleibt aber vergleichsweise niedrig.
Städtische Hotspots: Mietwohnungen bleiben knapp
In vielen Schweizer Städten bleibt der Wohnungsmarkt angespannt:
- Zug führt die Liste der Städte mit der kürzesten Insertionszeit an. Hier wechseln Wohnungen nach durchschnittlich 10 Tagen den Mieter.
- In Städten wie Basel, St. Gallen und Freiburg zeigt sich der Markt hingegen entspannter mit durchschnittlichen Insertionszeiten von 30 bis 35 Tagen.
- Ein Blick auf die Nachfrage: Besonders teure Wohnungen im Segment von 2’500 bis 3’500 CHF erfahren eine höhere Nachfrage als günstige Objekte.
- Städte wie Baden und St. Gallen melden eine verkürzte Ausschreibungszeit trotz stabiler Angebotszahlen.
Nachhaltige Entwicklungen: Günstigere Wohnungen und grössere Verschiebungen
Der Trend zeigt klar: Steigende Mieten zwingen viele Mieter dazu, Wohnfläche zu reduzieren oder den Wohnort zu wechseln. Die Nachfrage nach günstigeren Mietwohnungen steigt, während im höheren Preissegment ein leichter Überhang sichtbar ist.
Eine weitere Besonderheit: Die Zunahme der Erstvermietungen. Städte wie Zürich melden, dass mittlerweile 20 % der ausgeschriebenen Wohnungen Neubauten sind, was den Markt zusätzlich in Bewegung bringt.
Expertenmeinung: Marktmechanismen greifen
Markus Meier, Direktor des Hauseigentümerverbandes Schweiz, betont:
„Der steigende Umzugsdruck zeigt, dass der Wohnungsmarkt in der Schweiz funktioniert. Dennoch bleibt die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum eine dringende Aufgabe, um langfristig für Entspannung zu sorgen.“
Prof. Dr. Peter Ilg vom Swiss Real Estate Institut ergänzt:
„Der Anstieg der Mietpreise zwingt viele Haushalte, ihre Wohnsituation neu zu überdenken. Besonders spannend ist, dass sich die Nachfrage zunehmend auf teurere Wohnungen konzentriert.“
Fazit: Ein dynamischer Mietwohnungsmarkt mit Herausforderungen
Der Schweizer Mietwohnungsmarkt befindet sich in einem dynamischen Wandel:
Steigende Bestandesmieten erhöhen den Druck auf Mieter, sich neu zu orientieren. Regionen wie das Tessin erleben eine spürbare Nachfragezunahme, während Städte wie Zug und Zürich weiterhin ein knappes Angebot haben. Der dringende Bedarf an zusätzlichem Wohnraum bleibt bestehen, um der wachsenden Nachfrage langfristig gerecht zu werden. Gleichzeitig zeigt sich, dass der Markt trotz hoher Mieten und Herausforderungen flexibel reagiert.
Quelle: HWZ Hochschule für Wirtschaft
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